„GoSpecial“

7 Fragen zu GoSpecial

1. Was ist die Grundidee von GoSpecial?

GoSpecial ist in den letzten 10 Jahren so etwas wie das „Flaggschiff“ der Andreasgemeinde geworden. Kein anderes „Produkt“ unserer Gemeinde ist so bekannt wie dieses. Doch GoSpecial steht zwar im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit, keineswegs aber im Zentrum unserer Gemeinde. GoSpecial ist die weit geöffnete Tür unserer Gemeinde. Klar, dass diese Tür Aufmerksamkeit erregt, das soll sie auch. Wenn Sie aber durch diese Tür hinein gehen, werden Sie merken, dass ganz andere den „Herzschlag“ unserer Gemeinde ausmachen: vor allem unsere vielen Teams und Mitarbeitergruppen (rund 80 an der Zahl) oder unsere rund 40 Hauskreise. Oder auch unsere ganz normalen Gottesdienste, immerhin drei Stück jeden Sonntag.

Die Idee von GoSpecial ist, einen Gottesdienst für Menschen anzubieten, die mit Gott, Glaube und Gemeinde sonst nicht viel „am Hut“ haben. Wir glauben, dass Gott eine große Sehnsucht auch und gerade nach diesen Menschen hat. Wir glauben auch, dass diese Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Gott haben, auch wenn ihnen das nicht bewusst ist. Diese Sehnsucht versuchen wir behutsam freizulegen, indem wir uns in diesen Gottesdiensten und auch sonst in der Gemeinde radikal auf die Kultur der Menschen in unserem Umfeld einlassen. In vielen Fällen ist es nämlich durchaus so, dass Menschen ein Interesse an Gott haben, aber die ihnen fremde kirchliche Kultur hindert sie daran, der Frage nach Gott weiter nachzugehen.

GoSpecial ist kein „nichtchristlicher Gottesdienst“, wie das ein Kind einmal ausgedrückt hat. Die Inhalte sind durch und durch christlich. Aber die äußere Form entspricht nicht dem, was die Menschen hierzulande sonst unter dem Begriff „Gottesdienst“ kennen. Das Ziel von GoSpecial hat unser Kirchenvorstand 1995 wie folgt definiert: „Wir wollen einen Raum schaffen für kirchendistanzierte und -ferne Menschen, in dem sie sich in entspannter Atmosphäre mit Gott und Kirche so auseinandersetzen können, dass ihre Vorurteile und Ängste abgebaut werden und sie Interesse bekommen, Gott persönlich kennen zu lernen und in Gemeinschaft mit Christen zu leben.“

2. Welches sind die Rahmendaten von GoSpecial?

Erster GoSpecial Dezember 1995
Ort Kinopolis, Kino 1 im Main-Taunus-Zentrum Sulzbach
Zeit 2. Sonntag im Monat, 11.00 Uhr
Dauer ca. 75-90 Minuten
Kinderprogramm verbilligter Kinderfilm in einem der Nachbarkinos
Durchschnittsbesuch ca. 550-600 Besucher
Bestbesuchter GoSpecial 2000 Besucher/innen am 20. Mai 2006 in der Jahrhunderthalle Höchst (Justgo)
Finanzierung Durch die Kollekte und Einzelspenden

3. Was für Teams arbeiten in GoSpecial mit?

Im Lauf der Zeit hatten wir bei GoSpecial die unterschiedlichsten Teams. In der Anfangszeit, als wir mit 12 Leuten begannen, waren es entsprechend weniger bzw. die einzelnen Teams deckten mehrere Funktionen ab. Manche Teams gibt es heute nicht mehr. Lassen Sie sich von der folgenden Aufzählung also nicht abschrecken, sondern eher inspirieren. Die einzelnen Teams/Arbeitsbereiche, die wir in GoSpecial haben oder hatten, sind diese (alphabetische Reihenfolge):

Anbetung/Liturgie, Aufräumen/Abräumen, Beamteam (anfangs: Folienteam), Begrüßung, Bewirtung, Bücher- und Infotisch, Dekoration, Finanzen, Gebet/Fürbitte, Kassettendienst, Kinderprogramm, Leitung, Lesung(en), Moderation, Musik (Bands, Chöre...), Nacharbeit / Seelsorge, Öffentlichkeitsarbeit, Predigtrecherchen, Programm-Management, „Team fürs Team“, Technik, Theater/Kreativ

4. Wie sieht der Ablauf von GoSpecial aus?

Jeder GoSpecial ist etwas anders. Aber einige Elemente werden Sie immer wieder entdecken.

Live-Musik und Begrüßung: Die Eingangsphase dient dazu, daß Sie sich auf den Gottesdienst einstimmen können. Außerdem haben Sie schon jetzt die Möglichkeit, einen Gebetszettel auszufüllen. Ihre Anliegen werden in einem unserer Gebetskreise aufgenommen, eine Auswahl wird beim Gebet berücksichtigt.

Kreativ-Teil: Hier werden Sie immer "etwas anders" durch Pantomime, Kabarett, Sketch oder Drama auf das Thema des Gottesdienstes vorbereitet. Einmal im Jahr steht ein "Theater-GoSpecial" mit einem längeren Stück ganz im Zeichen der Kreativität.

Sing and Pray: Dieser Teil dient dazu, daß wir uns in besondere Weise für Gott öffnen. Dabei ist es völlig egal, ob Sie bei den Liedern stehen oder lieber sitzen, ob Sie mitsingen oder einfach nur zuhören, ob Sie mitklatschen oder die Hände in die Hosentaschen stecken. Achten Sie nicht auf die Leute um Sie herum. Seien Sie ganz Sie selbst und lassen Sie Ihre Seele baumeln.

Predigt: Unter Predigt verstehen viele Leute etwas langweiliges, unverständliches und weltfremdes, kurz: etwas negatives. Wir versuchen, Sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Kreuzverhör: Im GoSpecial steht der Prediger Rede und Antwort. Während der Musik nach der Predigt können Sie Fragen, die Sie an den Prediger haben, auf den dafür vorgesehenen Zettel aufschreiben, die mit den Gebetszetteln eingesammelt werden. Der Moderator nimmt den Prediger dann mit Ihren Fragen ins Kreuzverhör. Der Prediger soll in zehn Minuten so viele Fragen wie möglich beantworten und hat dabei pro Frage maximal eine Minute Zeit.

Statement/Talk: An dieser Stelle kommt ein Erlebnisbericht oder ein kritischer Kommentar von Gästen zum Thema. Manchmal findet das Statement auch in Form eines Interviews statt.

Schlussgebet, Mitteilungen und Segen: Im Schlussgebet wird für Ihre Anliegen auf den eingesammelten Zetteln von einem Team gebetet. Aus Zeitgründen können vielleicht nicht alle Gebete berücksichtigt werden. Der Segen ist der Zuspruch Gottes, daß er in dem Maße spürbar mit Ihnen sein will, wie Sie sich auf sein Wort einlassen. Wer den Segen Gottes für ein spezielles Anliegen sucht, für den gibt es das Angebot der Einzelsegnung nach dem Gottesdienst.

Gespräche: Nach dem Gottesdienst gibt es die Möglichkeit zu Gesprächen bei einem Getränk. Leseratten können sich am Büchertisch eindecken. Das Go-Inn Bistro lädt ein, sich bei gutem Essen auch noch etwas länger hinzusetzen. Wer noch Fragen hat und eine persönliche Aussprache wünscht, kann sich an einen unserer Mitarbeiter wenden, die Sie an ihren Namensschildern erkennen können.

Zwischen den Programmpunkten gibt es immer wieder Musik und gemeinsame Lieder.

5. Was sind die Folgeangebote (Follow-up) von GoSpecial?

„Wer ‚A‘ sagt, muss auch ‚B‘ sagen“, lautet eine unsere Gemeinderegeln. Man kann nicht einfach einen Gottesdienst wie GoSpecial anbietet und den Rest der Gemeinde so belassen, wie sie ist. Wir wollen durch GoSpecial bei Noch-nicht-Glaubenden Interesse an Gott und an unserer Gemeinde wecken. Wenn dieses Interesse geweckt ist, müssen die Leute bei uns auch etwas finden, was ihre Neugier und ihre Sehnsucht befriedigt. Darum haben wir uns von Anfang an intensive Gedanken gemacht, was wir den Menschen anbieten wollen, die durch GoSpecial dazu angeregt werden, der Kirche und dem lieben Gott noch einmal eine Chance zu geben. Die folgende Auflistung vermittelt nur ein schwaches Bild davon, wie sehr unsere Gemeinde sich mittlerweile auf die Zielgruppe der Glaubens- und Kirchendistanzierten eingelassen hat. GoSpecial ist nicht nur ein neuer, zusätzlicher Gottesdienst. Wenn Sie es konsequent betreiben, verändert das radikale Sich-Einlassen auf Glaubens- und Kirchendistanzierte nach und nach die ganze Gemeinde.

  • Infostand/Büchertisch/Ansprechpersonen
  • Glaubenskurse
  • Einsteigerhauskreise
  • „Oktoberfest“ (Vortragsreihe für Glaubens- und Kirchendistanzierte über mehrere Abende hinweg)
  • Moderner Abendgottesdienst
  • Predigtreihen, die sich an das Thema von GoSpecial anschließen
  • Gemeinde-Kennenlernabend (4x im Jahr im Anschluss an den Gottesdienst)
  • Seminarangebote (zum Beispiel „Entdecke dein Potenzial“, Gebetsseminar oder Glaubenskurs)
  • Angebot zum Gespräch
  • Angebot zur Mitarbeit
  • Angebot, für Menschen zu beten
  • Aktionen, Veranstaltungen und Feste
  • und vieles mehr ...

6. Wie führt man einen „GoSpecial“ in seiner Gemeinde ein?

  1. Gewinnen Sie die Schlüsselmitarbeiter Ihrer Gemeinde für Ihren Traum!
  2. Wecken Sie in Ihrer Gemeinde das Bewusstsein für Evangelisation.
  3. Suchen Sie sich einen Stab von hervorragenden Mitarbeitern zusammen.
  4. Legen Sie eine Zielgruppe fest, für die Sie Ihr ‚Zweites Programm‘ ausrichten wollen.
  5. Erarbeiten Sie ein Konzept, was Sie mit den Menschen machen wollen, die auf Grund Ihres Gottesdienstes mehr erfahren wollen oder sogar zum Glauben finden (Follow up)
  6. Verändern Sie bereits im Vorfeld eines sucherorientierten Gottesdienstes Ihren bereits existierenden Gottesdienst Schritt für Schritt auf suchersensible Elemente hin!
  7. Machen Sie eine Umfrage, was die Bedürfnisse und Interessen Ihrer Zielgruppe sind.
  8. Teilen Sie Ihren Mitarbeiterstab entsprechend ihrer Gaben und Interessen in verschiedene Teams (s.u.) ein.
  9. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeitersitzungen auch spirituell von hohem Nährwert sind.
  10. Sorgen Sie im Mitarbeiterkreis für eine hohe Kultur liebevoll-kritischen Umgangs miteinander.
  11. Lassen Sie sich von gelungenen Suchergottesdiensten in anderen Gemeinden inspirieren!
  12. Starten Sie nach sorgfältiger Planung beherzt – und mit einem großen ‚Knaller‘ zum Beginn!

7. Ist das überhaupt ein Gottesdienst?

Zweifellos sehen Offene Gottesdienste anders aus als die Gottesdienste, die wir sonst gewöhnt sind. Doch gottesdienstliche Formen sind zeitbedingt, und wir dürfen unsere persönlichen Empfindungen nicht zum Maßstab dafür machen, was als Gottesdienst gelten darf und was nicht. Wenn Sie GoSpecial besuchen, finden Sie dort Elemente wie eine Predigt, eine Schriftlesung, geistliche Lieder, eine Fürbitte mit Vaterunser und ein Segenslied – wie sollte man so eine Veranstaltung sonst nennen, wenn nicht „Gottesdienst“? Einige Momente - etwa die Fürbitte oder das eine oder andere Lied – sind sehr dicht und bewegend, und man kann bei aller entspannter Grundatmosphäre spüren, wie betroffen manche der Besucher/innen sind. In manchen Gottesdiensten kehren frühere „verlorene Söhne“ nach Hause, andere beschließen, es zu tun, und sie machen sich nach dem Gottesdienst auf den Weg zurück zum Vater. In diesen Gottesdiensten passiert geistlich gesehen oft mehr als in manchem liturgisch zwar korrekten, aber mit keinerlei Leben gefülltem Gottesdienst, bei dem wir diese Bezeichnung nie in Frage stellen würden. Auch wenn die Zielgruppe von GoSpecial in erster Linie Menschen sind, die im Moment noch keine Beziehung zu Gott haben, hat Gott bereits eine Beziehung zu ihnen und will ihnen durch GoSpecial dienen. Allein das ist schon Grund genug, um GoSpecial als „Gottesdienst“ zu bezeichnen.

© Dr. Klaus Douglass 2006–2024 · http://douglass.de/pfarrer/gospecial.php